Artikel - 27.11.16

Der Fall Rylander: Ein Professor der Universität Genf im Dienste von Philip Morris

Jahrzehntelang haben die Tabakkonzerne die gesundheitsschädlichen Auswirkungen ihrer Produkte geleugnet oder heruntergespielt. Hinter dieser öffentlichen Fassade verbarg sich jedoch eine andere Realität: eine Industrie, die Bescheid wusste, aber lieber schwieg. Der Fall Rylander, benannt nach einem schwedischen Professor, der an einer von Philip Morris finanzierten geheimen Forschungsorganisation beteiligt war, ist eines der eklatantesten Beispiele dafür.

Ende der 1960er Jahre spürte Philip Morris eine wachsende Bedrohung: Wissenschaftliche Studien über die schädlichen Auswirkungen des Tabakkonsums wurden immer zahlreicher. Der multinationale Konzern beschloss daher, eigene Forschungen durchzuführen, um nicht mehr überrascht zu werden. Allerdings nicht in den Vereinigten Staaten, da dies zu riskant war. 1970 kauft das Unternehmen über eine Schweizer Tochtergesellschaft heimlich ein deutsches Institut, das INBIFO (Institut für Biologische Forschung), um die Spuren zu verwischen. Hier kommt Professor Ragnar Rylander ins Spiel, ein schwedischer Wissenschaftler, der als Vermittler zwischen INBIFO und Philip Morris fungiert und dabei ihre tatsächlichen Verbindungen verschleiert. Er wurde offiziell von der Schweizer Tochtergesellschaft bezahlt und hatte die Aufgabe, die Ergebnisse an Philip Morris in den USA weiterzuleiten, wobei er jeden direkten Kontakt zwischen den Strukturen vermied. Jahrzehntelang leugneten oder verharmlosten die Tabakkonzerne die schädlichen Auswirkungen ihrer Produkte auf die Gesundheit. Hinter dieser öffentlichen Fassade zeichnete sich jedoch eine andere Realität ab: die einer Industrie, die Bescheid wusste, aber lieber schwieg. Der Fall Rylander, benannt nach einem schwedischen Professor, der an einer von Philip Morris finanzierten geheimen Forschungsstruktur beteiligt war, ist eines der eklatantesten Beispiele dafür.

Eine geschickt durchgeführte Strategie

Um Geheimhaltung zu gewährleisten, wurde an alles gedacht: keine schriftliche Korrespondenz, Vernichtung sensibler Dokumente, Verwendung von „Scheinpostadressen“ in Köln. Selbst innerhalb von PM wussten nur wenige Mitarbeiter, dass dieses Labor ihnen gehörte. Und das aus gutem Grund: Die Forschungen des INBIFO hatten bereits in den 1980er Jahren die erhöhte Toxizität des Passivrauchens, also des Rauchens in einer verrauchten Umgebung, aufgezeigt. Diese Studien belegten insbesondere, dass dieser Rauch schädlicher war als der direkt von Rauchern inhalierte Rauch und bei Labortieren erhebliche Schäden verursachte. Diese Ergebnisse wurden jedoch nie in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht: Die wenigen Veröffentlichungen des INBIFO befassten sich mit Themen, die nichts mit der Tabakindustrie zu tun hatten, wie Studien über grünen Tee und Krebs, um von den eigentlichen Problemen abzulenken.

So hatte das INBIFO lange Zeit zwei Gesichter: eines öffentlich und beruhigend, das andere versteckt und viel beunruhigender. Diese Doppelzüngigkeit diente einer Strategie der systematischen Leugnung der Gefahren des Passivrauchens und trug dazu bei, Vorschriften zum Schutz von Nichtrauchern zu verzögern.

Der Fall Rylander vor Gericht

Im Jahr 2001 prangerten zwei Schweizer Aktivisten, Pascal Diethelm (Präsident von OxySuisse) und Jean-Charles Rielle, öffentlich die undurchsichtigen Verbindungen zwischen Prof. Rylander und Philip Morris an. Der Professor verklagte sie wegen Verleumdung, doch das Genfer Gericht sprach sie 2003 frei und befand, dass ihre Behauptungen begründet seien. Diese Entscheidung bestätigte die gerichtliche Anerkennung einer echten wissenschaftlichen Manipulation durch die Tabakindustrie.

Der Fall Rylander erinnert daran, wie wichtig Transparenz in der wissenschaftlichen Forschung ist, insbesondere wenn es um Fragen der öffentlichen Gesundheit geht. Er macht auch deutlich, wie wichtig es ist, Interessenkonflikte und noch immer bestehende Mechanismen der Desinformation aufzudecken. Da die Tabakindustrie nun versucht, angeblich „sicherere“ Produkte zu vermarkten, ist es von entscheidender Bedeutung, diese Branche im Auge zu behalten. Im Jahr 2001 prangerten zwei Schweizer Aktivisten, Pascal Diethelm (Präsident von OxySuisse) und Jean-Charles Rielle, öffentlich die undurchsichtigen Verbindungen zwischen Prof. Rylander und Philip Morris an. Der Professor verklagte sie wegen Verleumdung, doch das Genfer Gericht sprach sie 2003 frei und befand ihre Behauptungen für begründet. Diese Entscheidung bestätigte die gerichtliche Anerkennung einer echten wissenschaftlichen Manipulation durch die Tabakindustrie.